Theaterarbeit über Sprach- und Landesgrenzen hinweg - Teil 2

04. April 2018

Konzeptionelles Arbeitstagebuch [Teil 2] – Perspektive: Dramaturgie.
Ein Text von Bernadette Binner

Berlin – Wir treffen uns zum konzeptionellen und organisatorischen Arbeiten in der deutschen Hauptstadt. Die Gründe für die Ortswahl sind eher sozialer Natur, weniger praktischer. Es soll ja fair zugehen im Grenzen übergreifenden Arbeitsprozess, dann trifft man sich mal hier mal da.

Solange die Voraussetzungen stimmen und die Möglichkeit zum gemeinsamen Theatererlebnis im Abendprogramm besteht, sind alle Orte erlaubt [die im Rahmen der finanziell geringen Reisebudgetierung liegen]. Im Laufe des Probenprozesses stellen wir aber auch fest, dass es – je grösser die Anzahl der Teilnehmenden ist – praktikabel sein kann, denselben Ort beizubehalten. Aber eben auch wieder längst nicht so spannend. Es hat doch alles seine Vor- und Nachteile.

In Berlin verwandelt sich also eine kleine WG Küche von nicht mehr als 10m^2 für vier Tage in das Büro für Dramatische Zukunft. Wichtigstes Requisit ist und bleibt von Anfang an eine Kaffeemaschine, die in rotem Gewand ab dem ersten Probewochenende mit den Schauspieler*innen zum festen Inventar des BDZ gehören wird. Alle Klischees der ohne Kaffee nicht zur Arbeit zu bewegenden Theaterleute werden erfüllt. Insbesondere aus dramaturgischer Perspektive scheint mir das Gerät eine nicht zu unterschätzende Rolle unseres gemeinsamen Diskurses zu spielen.

Zurück zur Arbeit. In Berlin wird also konzeptionell gearbeitet, bis Produktionsleiter Tristan Jäggi dazu stösst, da schieben wir einen Tag organisatorische Arbeit dazwischen. Viel davon lässt sich über Skype, Telefon und SMS erledigen, aber eben längst nicht alles und wir merken schnell: die direkte Begegnung und Diskussion organisatorischer Fragen ist nicht zu unterschätzen und in regelmässigen Abständen sehr wichtig, ein gegenseitiges auf den aktuellsten Stand bringen unerlässlich.

Diese Arbeitstreffen der leiblichen Ko-Präsenz können ungemein Erleichterung schaffen und die nächsten Schritte deutlich machen. Die kleine Küche verwandelt sich nun in regelmässigen Abständen vom Grossraumbüro zum Konferenzraum zur Probebühne bis hin zur Kaffeeküche und abends zurück in eine Küche. Dann darf entspannt werden und gegessen.

Der obligatorische Theaterbesuch führt uns ins Berliner Ensemble zu Robert Wilsons «Dreigroschenoper» und ist nicht zu unterschätzen, denn im gemeinsamen Diskutieren über die Aufführungen werden oft Sichtweisen und Arbeitsweisen sichtbar. Ein spannender Prozess und wichtig für die gemeinsame Zusammenarbeit.